Rechtsanwalt Dipl.-Ing. Jean-Claude Bisenius

75245, Neulingen
Rechtsgebiete
Insolvenzrecht Handelsrecht und Gesellschaftsrecht Internationales Wirtschaftsrecht
05.12.2014

Deutschland 2015: Konjunktur und Profite runter – Insolvenzen rauf

Das Jahresende 2014 bietet die Gelegenheit zum Rückblick, vor allem aber auch zum Ausblick: bisenius. manage-consult hat die Wirtschaftsprognosen der letzten Wochen analysiert und Schlussfolgerungen für den Restrukturierungs- und Sanierungsbedarf im nächsten Jahr abgeleitet.

Deutsche Unternehmen kämpfen zunehmend mit den Folgen der geopolitischen Krisenherde. Zudem macht den exportstarken Deutschen die schwächelnde Konjunktur im Euroraum sowie ein verlangsamtes Wachstum in China zu schaffen. Nach dem sehr starken Quartalswachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von preisbereinigt +0,8 % im ersten Quartal 2014 hat die deutsche Wirtschaft erheblich an Schwung verloren (BIP Q2: -0,1 %, Q3: +0,1 %). Der starke Rückgang im laufenden Jahr war zum Teil auch einem milden Winter 2013/2014 geschuldet, der zu erheblichen Vorzieheffekten der Bautätigkeit im ersten Quartal führte. Das Nachlassen ist jedoch auch eine Folge der geringen Auslandsnachfrage als Ergebnis der schwächer als erwartet ausgefallenen Erholung in der Eurozone sowie der reduzierten Handelstätigkeit mit Russland.

Deutsche Wirtschaft wächst 2015 deutlich schwächer als bisher angenommen

In seiner jüngsten Studie geht der Kreditversicherer Euler Hermes für das Jahr 2015 von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland von 1,2 % aus (Prognose 2014: 1,4 %). Die Binnennachfrage dürfte demnach robust bleiben, während die mögliche Erholung der Auslandsnachfrage nicht in Schwung kommt. Die anhaltenden geopolitischen Spannungen stellen einige Abwärtsrisiken für diesen Ausblick dar.

Die bereits Ende Oktober veröffentlichte Herbstumfrage 2014 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) stellte fest, dass die Konjunktur ausgebremst wurde. Während es im laufenden Jahr für ein Wachstum von 1,3 Prozent reichen werde, erwartet der DIHK für 2015 nur noch ein schwaches Plus von 0,8 Prozent. Zum nahezu gleichen Ergebnis kommt KfW Research: Das Expertenteam halbiert die Konjunkturprognose für 2015 ebenfalls auf 0,8 % und revidiert die Erwartung für das zu Ende gehende Jahr 2014 erneut leicht nach unten auf 1,4 %.

Unternehmensinvestitionen stagnieren und operative Gewinne gehen zurück

Die im Frühjahr 2013 hoffnungsvoll gestartete Erholung der Unternehmensinvestitionen ist nach dem zweiten Rückgang zum Vorquartal in Folge (-0,9 % im dritten Quartal 2014, nach -0,7 % im zweiten Quartal 2014) vorerst abgerissen. Dennoch rechnet KfW Research mit einem Zuwachs der realen Unternehmensinvestitionen von 3,5 % im Gesamtjahr 2014, Zuwachs der aber ausschließlich dem sehr starken ersten Quartal und dem nachwirkenden Schwung aus 2013 zu verdanken ist. Die Investitionen der Firmen im kommenden Jahr dürften lediglich geringfügig um rund 0,5 % wachsen.

Durch die stagnierenden Umsätze deutscher Unternehmen erwartet Euler Hermes einen Rückgang der operativen Gewinne in 2015 um -1,7 % – ein Negativtrend, der bereits im Jahr 2012 begann. Insbesondere die größten deutschen Industriezweige sind davon betroffen: Automobilsektor, Maschinenbau, Elektronik- und Chemiebranche.

Insolvenzschaden nahm weit stärker zu, als Fallzahlen zurückgingen

Die Gesamtzahl der Insolvenzen von Unternehmen wird Euler Hermes zufolge im diesem Jahr um 6 % auf 24.490 Fälle sinken und damit den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 einnehmen. Allerdings ist die Zunahme der Zahlungsausfallhöhe pro Insolvenzfall alarmierend: Betrug der Mittelwert des Schadens im Jahr 2008 noch 0,8 Mio. EUR pro Fall, so ist dieser Betrag bis zum Jahr 2014 auf 1,3 Mio. EUR angestiegen. Dem Rückgang der Fallzahlen um ca. 17 % im gleichen Zeitraum steht somit ein Anstieg des Schadens pro Insolvenzfall von mehr als 60 % gegenüber!

Insolvenzen deutscher Unternehmen steigen wieder an

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland

Die Abnahme der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland, die seit 2010 anhält, dürfte 2014 zu Stillstand kommen: Im Jahr 2015 nehmen nach Ansicht der Euler Hermes Ökonomen die Unternehmensinsolvenzen um 2 % zu und belaufen sich dann auf knapp 25.000 Fälle. Dabei ist das Risiko von Zahlungsausfällen in der Papier- und Transportbranche besonders hoch: Euler Hermes erwartet in diesen Branchen einen Zuwachs von 9 % beziehungsweise 8 %.

Weltweit hingegen sollen im nächsten Jahr die Insolvenzzahlen von Unternehmen um 3 % sinken. Gegen diesen Trend wird es laut Euler Hermes neben Deutschland einen Anstieg in Ländern wie Finnland (+2 %), Österreich (+3 %), vor allem aber in China (+5 %) und in Russland (+10 %) geben. Russland spürt die Folgen des weiterhin schwelenden Konflikts mit der Ukraine sowie der verhängten Sanktionen und Gegensanktionen. Damit werden sich auch die negativen Folgen für deutsche Unternehmen verschärfen, die erhebliche Teile Ihres Umsatzes mit Russland erzielen.

bisenius. manage-consult bezweifelt allerdings die recht positive weltweite Einschätzung. Unserer Meinung kündigt nach sich der wahre Zustand der Weltkonjunktur in 2015 durch die jüngste Entwicklung des Rohölpreises an: In weniger als 6 Monaten ist der Preis für Brent Crude Oil um mehr als 40 % gesunken; Tendenz weiter stark fallend!