Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
28.02.2013

Was wirklich bei Vapiano los ist

…konnte Ihr Autor anlässlich einer Berufungsverhandlung in Chemnitz nebenbei aufdecken. Vapiano wird ja gerade attackiert. Nicht von Peer Steinbrücks Kavallerie, sondern von ver.di, weil angeblich die Betriebsratswalen behindert wurden. Ja, da gab es viel Kopfschütteln. Über die Unternehmen, die nichts dazulernen.

Die Chemnitzer Filliale nun ist von dem hier gezeigten Bild geprägt. Es macht schlagartig klar, ja, lässt es uns wie Schuppen von den Augen purzeln: Das sind allesamt bislang unentdeckte Kommunisten, diese Vapiano-Mitarbeiter. Marx-Jünger! Die kann man nicht auch noch einen Betriebsrat wählen lassen! Der kalte Krieg kehrt zurück und diesmal wird er zu Ende geführt! Eine Geschäftsleitung darf sich solchen Leuten nicht beugen. Es muss eine rote Linie geben, bis hierher – nicht weiter. Keine kommunistischen Betriebsräte!

Manche mögen jetzt einwenden, dass ich es übertreibe. Schließlich ist das Vorbild des heute zum Werbeträger degradierten Karl M. in Metall – und wesentlich größer und ernster – um die Ecke zu sehen (und stellt eine Touristenattraktion dar, siehe das zweite Foto).

Aber nein. Gestern abend habe ich noch ein Urteil gelesen, bei dem es um die Vergütungsansprüche von Betriebsräten ging, die sich selbst freistellen. Wenn sie die Karte ziehen, ist mir fast egal, dass die auch noch Marxisten sind. Der Schaden könnte nicht größer sein. Gäbe es das Urteil nicht, aber dazu ein andernmal.

Dabei muss man klar vor Augen behalten, was eigentlich ein “Marxist” ist. Ich bin nämlich auch einer: Karl Marx lebte bekanntlich im Exil in London. Was störte ihn am meisten? Klar: Kein Shopping am Sonntag! Die rigorosen Sunday Trading Laws waren ihm ein Dorn im Auge. Begründet hat er das ein bisschen perfide damit, dass die Arbeiter nur Sonntags frei hätten, also kaum jemals einkaufen könnten. Wir mussten nicht nur jahrzehntelang auf den Wegfall des Ladenschlusses warten, sondern warten heute immer noch (!) auf die Sonntagsöffnung. Jedenfalls in Deutschland. Solange es die nicht gibt, bleibe ich in diesem Sinne Marxist.