Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
06.12.2010

Stunde der Ermittlerinnen - Po-Fotos und Untreue beim ADAC

 Es ist wirklich die Stunde der Ermittlerinnen. Aus den USA übernehmen wir einen Trend, der neue anwaltliche Betätigungsfelder erschließt. Im Auftrag (und natürlich für das Geld) einer Institution deckt ein Ermittler (Rechtsanwalt) mit seinem Team “schonungslos” alles auf, was faul ist - auftragsgemäß also gegen den eigenen Mandanten.

Daran muss sich ein (deutscher) Rechtsanwalt erst einmal gewöhnen. Aber der “externe” Spezialist hat PR-Vorteile, wenn eine Institution es aus eigener Kraft nicht mehr schafft, ihre Glaubwürdigkeit zu reparieren. Deshalb ermittelte die geschätzte Kollegin Westpfahl im Bistum München Freising den Kindesmissbrauch vergangener Tage und kam rufgerecht auch zu einem Ergebnis. Aber das ist Strafrecht - beim ADAC in Nürnberg wird es dagegen sehr arbeitsrechtlich.

Was da wohl los ist? Von Mobbingkündigungen, Unterschlagungen und vor allem - Fotos vom Popo der Untergebenen wird da berichtet. Ob da ein Arschgeweih im Spiel war, weiß man nicht, aber die Fotos gehen wohl über die auch hier schon diskutierte, verbreitete Gewohnheit der Backsideface-Aufnahmen am Arbeitsplatz hinaus (entwickelt sich scheinbar zu einer Art festem Bestandteil vieler Betriebe). Die Ermittlerin ist Anwältin und wird vom ADAC “Ombudsfrau” genannt. Sie wird dem ADAC (ihrem Mandanten) und dessen Betriebsrat berichten, derweil der “Rechtsanwalt des ADAC” (also ein anderer) dessen Unschuld beteuert. Komische Situation, oder? Eine Debatte darüber, ob dieses Modell eine gute Idee ist und ob aktive Rechtsanwälte die richtigen Ombudsleute, täte schon Not. Geradezu verpflichtet zu werden, den eigenen Mandanten zu belasten, ist für Anwälte nicht ganz einfach.

Schön ist auch, dass so saftige Geschichten wieder Mal aus Bayern kommen. Das ist natürlich Zufall. Es hat mit der hohen Zahl an Arbeitsplätzen dort zu tun, der Größe des Bundeslandes und der damit verbundenen Häufung bayerischer Betriebe. Aber dass die sich immer so schöne Sachen wie Lederpeitschen und Soft-Air-Guns einfallen lassen müssen, um innerbetrieblich Vergnügen zu haben (oder eben jetzt Popofotos) - muss das nicht etwas Kulturelles haben? All diese Fälle spielen immer in Nürnberg. Ist da nicht doch was dran, ein klitzekleines bisschen wenigstens? Es bleibt spekulativ. Aber das Berufsbild der Ombudsperson - sollten wir im Auge behalten.