Ich habe nichts mit Staatsanwälten zu tun. Meist. Ich bin strikt gegen den Anzeigewahn im Bagatellbereich. Ich kann es nicht ausstehen, wenn einer in zivilen (nicht zu verwechseln mit „zivilisierten“) Auseinandersetzungen ständig von „zunehmender strafrechtlicher Komponente“ faselt und/oder schriftsatzelt.
Ich bin nicht konsequent.
Mir ist der Kragen geplatzt, das tut mir leid und ich hätte es nicht tun sollen. Ich wusste es besser. Aber ein ohnehin schon provokanter Kollege hat in einem völlig neben des Spur liegenden Schriftsatz, verstärkt mit völlig neben der Zivilisation liegenden Behauptungen und garniert mit juristischem Sondermüll zum gefühlt 100. Male seine unhaltbaren Vorwürfe damit „untermauert“ (wir reden von einem Diskriminierungsfall beim Arbeitsgericht, wie Sie sicher schon erraten haben), dass er allen anderen und auch mir als Prozessbevollmächtigtem eine Straftat unterstellt. In der Art:
Insbesondere der Herr Kollege der Beklagtenseite [das bin ich] ist Täter eines Prozessbetruges, wie sein lügnerisches Vorbringen im Schriftsatz vom xxx zeigt.
Ich lese diesen Schrott normalerweise nicht. Wirklich. Es ging um eine Schilderung eines Gesprächs, das ich unter vier Augen mit einer anderen Person hatte. Weder der Herr Kollege noch seine Mandantin waren dabei. Er meint aber trotzdem, warum auch immer, das Gespräch habe nicht stattgefunden. Jedenfalls sei sein Inhalt ein anderer gewesen. Woher er das wissen will? Keine Ahnung. Hellseher. Oder Detektiv.
Dann habe ich ihn bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Kurzschluss.
Anwälte dürfen (fast) alles, das finde ich auch gut. Und ich bin weniger beleidigt als genervt. Das ist keine Straftat, ok, weil wir Anwälte unzivilisiertes Pack sind. Da ist man nicht so schnell das Opfer einer Beleidigung und schon gar nicht Täter. Sieht auch die Staatsanwaltschaft so. Die Anzeige hat sich dennoch gelohnt. Denn über den zivilisatorisch-sprachlichen Aspekt staatsanwaltlicher Tätigkeit mache ich mir jetzt keine Gedanken mehr:
Wie weit weg ist das von den Staatsanwälten, mit denen Carsten Hoenig zu tun hat. War allerdings auch ein Oberstaatsanwalt. Tja. Und wie weit ist mein Kollege in jenem Verfahren noch weg von…ach lassen wir das. Ich ignoriere das künftig wieder.
Sonst komme ich noch in eine bayerische Psychiatrie.
Kein guter Scherz, bei genauerem Überlegen. Aber er macht nachdenklich, oder?