Im deutschsprachigen Raum stehen nicht alle auf Seite der Arbeitnehmer.
Sogar in der Öffentlichkeit tendenziell als fies angesehene Unternehmen wie Minenbetreiber werden manchmal als schutzwürdig erachtet.
Den Bericht der Allgemeinen Zeitung zu einem leidensgerechten Arbeitsplatz für einen Minenarbeiter, der seine ursprüngliche Tätigkeit wegen eines Unfalls nicht mehr ausüben kann, konnten wir so gar nicht zuordnen, als er sich in den Google-Alerts verfing. Ich wurde erst misstrauisch, als der Vorsitzende Richter am „Obergericht“ (was soll das sein? ein Landesarbeitsgericht? – Ich schimpfte schon wieder auf die Journalisten, während ich mich fragte, wo wir hier andere Minen als Kohleminen haben) Kobus Miller hieß, zumindest ein auffälliger Name, und die Berufungsführerin „Rosh Pinah Zinc Corporation“, zumindest auch auffällig in Deutschland.
Und damit war ich in Afrika.
Die „Allgemeine Zeitung“ ist nämlich zwar deutschsprachig, kommt aber aus Afrika. Aus Namibia, das ja einen historisch bedingten Anteil an Deutschen nach wie vor beherbergt. Es ist also auch kein Touristenblättchen, sondern “einheimisch”.
In Namibia haben sie ähnliche Probleme wie hier. Der Arbeitgeber wollte fortbeschäftigen, aber den Lohn kürzen, weil auf der leidensgerechten Position nun einmal weniger gezahlt würde. Hatte das Arbeitsgericht das noch für unwirksam angesehen, meinte das Obergericht
Diesen Wunsch könne die Firma schon deshalb nicht erfüllen, weil sie damit gegen andere Mitarbeiter diskriminieren würde, die auf derselben Gehaltsstufe wie der Muronga zugedachten Posten angesiedelt seien und dafür weniger Lohn bekämen, als dieser von Rosh Pinah verlange.
Gar nicht falsch, das würde hier aber so nie formuliert werden. Und so heißt die Schlagzeile dann eben auch:
Richter schützt Minen-Betrieb gegen unberechtigten Anspruch
Da hat sie aber Glück gehabt, die Mine. Auch so eine Schlagzeile würden wir in Deutschland nicht finden.
Ich lese bei Gelegenheit irgendwann noch weiter auf Deutsch vom Ende der Welt. Die haben nämlich dort unter der Rubrik „Recht“ ganz vertraute Sachen. Cybermobbing, Umzug der Polizeiwache, Betrugsprozesse, Facebook.
Ein eigenartiges Fenster zur Welt.