Der Spiegel-Online wärmt ein uraltes Thema wieder auf: Fiese Arbeitgeberanwälte zermürben arme Betriebsräte (das war schon Thema bei „Maybrit und die Monster“). Ohne Namen zu nennen, heißt es da, die Zahl „einschlägig“ spezialisierter Anwälte habe zugenommen. Einschlägig ist nur, wer den Betriebsrat zermürbt, indem er ihn dauernd mit haltlosen Vorwürfen malträtiert, bis diese – gemobbt – aufgibt.
Dann bin ich wohl nicht „einschlägig“.
Komisch ist (ein bisschen jedenfalls) auch, dass ich noch nie um so etwas gebeten worden bin. Mit einer einzigen Ausnahme. Nach einer Besprechung hat der Arbeitgeber davon Abstand genommen.
Das alles, obwohl vor mir schon so mancher Arbeitgeber saß, der einen erheblichen Frust auf „seinen“ Betriebsrat schob. Komisch auch, dass die Zahl einschlägiger Beschlussverfahren nicht gerade explodiert. Spricht alles gegen die vielen „einschlägigen“ Anwälte, oder vielleicht dagegen, dass sie irgend einen Mandanten haben?
Macht aber nichts. Ein paar wenige Journalisten und Gewerkschaftsfunktionäre haben ein neues Geschäftsfeld. Sie schreiben Bücher über ein Thema, dass sich vielleicht mit den zwei, drei immer identischen Einzelfällen „belegen“ lässt und behaupten, es handle sich um ein gesellschaftliches, ja wachsendes Problem. Talkshows lassen sich so füllen und hoffentlich auch der Bücherverkauf ankurbeln. Nur: Das „Problem“ gibt es nicht. Niemand muss einschreiten. Auch das Abendland geht nicht unter.
Außer dem Dauertalkshowgast Helmut Naujoks, der nach Meinung der einschlägigen Aufdecker sicher zum ebenso einschlägigen Anwaltskreis gehört, weiß man aber einfach nichts von Anwälten, die das Geschäftsmodell „werden Sie Ihren Betriebsrat los“ haben. Ob Herr Naujoks dazu gehört, darf über die reine PR hinaus in der Sache bezweifeln. Hier wird Werbung („Warten Sie nicht, bis der Betriebsrat Ihren Betrieb übernimmt“) mit der tatsächlichen Tätigkeit verwechselt. Die ist banaler. Sie glauben ja auch nicht, dass Bionade automatisch glücklich oder Das Konto bei der richtigen Bank automatisch reich macht. Auch Anwaltswerbung will Aufmerksamkeit. Ob da die Grenzen des guten Geschmacks stimmen (meiner ist bei Herrn Kollegen Naujoks Homepage noch nicht verletzt, eher amüsiert), soll jeder für sich sehen.
Aber „mobbende Anwälte“ im Auftrag ihres Mandaten: Das bleibt allenfalls ein Einzelfall. Kein Geschäftsmodell.