Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
12.09.2012

Leben ohne Opel

Das ist tatsächlich die Überschrift einer Studie von Morgan Stanley. Pikant nur, dass sie für den Opel-Eigner General Motors erstellt wurde, wie die WELT jetzt berichtet.

Der schon lange siechende „Fall Opel“ zeigt vor allem, wie politisch und anstrengend Betriebsratsarbeit sein kann. Im Fall von Opel sind Betriebsräte so sehr mit Beschwichtigung der Stimmung und der Extraktion von Wissen aus den USA befasst, dass ein seltenes Bild entsteht: Lokale Politik, Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat gegen den dunklen Eigner aus den USA. Zeilen wir diese liest man nicht oft:

Betriebsrat und Firmenleitung von Opel haben sich gemeinsam mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) gegen Gerüchte über einen Verkauf des Autobauers durch den Mutterkonzern General Motors (GM) verwahrt. “So viel Opel war noch nie”, beschrieb der Gesamtbetriebsratschef des Unternehmens, Wolfgang Schäfer-Klug, am Dienstag die Gesprächslage mit GM.

Traurig ist das Bild, das so vom (Rüsselsheimer) Management erzeugt wird (und das leider zutreffen dürfte): Der US-Konzern wird „Top-Down“ geführt, alle Entscheidungen in Amerika getroffen, wo man „Rüsselsheim“ nicht zu schreiben weiß, alle paar Monate steuert in den USA leider ein anderes Interesse (mal der Börsenkurs, mal der Druck der Autogewerkschaft) das Unternehmen um. Die deutsche „Tochter“ bleibt eine Marionette.

„Leben ohne Opel“ wird deswegen ohnehin bald Realität sein, Autohersteller müssen nämlich Autos verkaufen. Das geschieht bei Opel schon lange nicht mehr – die Mehrzahl der deutschen Käufer (außerhalb Deutschland fehlt es an jedem Absatzmarkt) lebt jetzt schon ohne Opel. Bei den Rückenschmerzen, die mein letzter gemieteter Astra verursacht hat, würde ich ohnehin immer aus dem Kundenkreis ausscheiden. Nicht nur im Automobilsektor hat die „Top-Down“ Methode eine Spur der Vernichtung hinterlassen. Über Ford (heute heimisch durchaus erfolgreich) sagte mal ein Kommentator, mit Marken wie Jaguar, Land Rover und Volvo über 15 Jahre kein Geld zu verdienen, sei ein Kunststück, das eben nur ein amerikanischer Konzern hinbekommen (Inder sind da vor allem durch Nichteinmischung viel erfolgreicher, wie Jaguar/Landrover vorführen). GM hat es mit Saab in Trolhättan übrigens längst selbst vorgeführt (Saab war ja auch mal eine GM Tochter und teilte sich Plattformen mit Opel), Opel wird mit Sicherheit irgendwann auch ins Gras beißen. Leider.

Der Gesamtbetriebsrat hat daher von all seiner Mitbestimmung nichts. Das eigene Management kann ja nicht einmal mitbestimmen. Irgendwann geht es nur noch um Sozialpläne.