Einige arbeitsrechtliche Meldungen, die sich in Google-News verfangen, klingen reißerisch und verleiten zum Lesen. Manchmal muss man aber erst Rätsel raten:
Wenn die taz etwa in einem Beitrag aus Bremen meint, drei Abmahnungen und ein Arbeitsgerichtstermin seien ein „Krieg“ vor den Arbeitsgerichten, dann sollte sie vielleicht noch einmal ihr Vokabular überdenken. Zumal der “Krieg” bei der zum Inbev-Konzern zählenden Becks-Brauerei beendet ist, denn die Klage gegen die Abmahnungen des Betriebsratsvorsitzenden hat das Arbeitsgericht abgewiesen. Und der soll sein Verhalten geändert haben. Wozu also die Schlagzeile?
Erste Möglichkeit: In Bremen ist das Prozessergebnis sicher eher die Ausnahme (Prozessieg des Arbeitgebers). Aber unentschuldigtes Fehlen scheint auch im Norden abmahnungsfähig zu sein.
Und: Das hat die taz sicher nicht auf die Bild-Zeitungs-Schlagzeile gebracht.
Der Betriebsratschef sieht sich, was man oft hört und trotzdem nicht immer wahr ist, als Opfer einer Kampagne (na…angeblich erkennt man die ja daran, dass ein Kollege namens Naujoks eingeschaltet wird, aber da lasse ich jetzt mal die Finger von).
Der Unternehmenssprecher lässt zum abgemahnten Betriebsrat mitteilen:
Die Abmahnungen, sagt hingegen Inbev-Sprecher Oliver Bartelt, hätten nichts mit Bujok als Betriebsratsvorsitzendem zu tun gehabt, „sondern mit einem Mitarbeiter, der aus Unternehmenssicht seine Rolle als Betriebsrat so auslegt, als würden die normalen Dinge im Arbeitsleben für ihn nicht gelten“.
Auch so etwas hört man oft, und das ist gelegentlich durchaus wahr…
Wirklich beeindruckend ist aber die vom Betriebsrat hergestellte Verbindung zwischen den Abmahnungen und den Streiks, die es wohl in Bremen gegeben hat. Die zuständige Gewerkschaft (NGG) scheint mit dem Betriebsrat irgendwie verquickt (das hört man oft und es ist meist wahr und durchaus legal). Nun wären Strafen für Streiks eine ziemlich miese Angelegenheit. Ein Schnipsel des Artikels lässt dann doch vermuten, was an der Sache – jedenfalls aus unserer Sicht – so erstaunlich ist, dass sie überhaupt in die Presse kommt:
Über das Verhältnis zur NGG und zum Betriebsrat sagt Bartelt: „Es gab immer nur Ansagen, dass es Tariferhöhungen geben muss.“ Und durch die hohen Tarifabschlüsse in Bremen müssten nun Braumengen verlagert und Mitarbeiter entlassen werden: „In München können wir billiger produzieren.“ Die Prognosen des Konzerns habe der Betriebsrat stets ignoriert.
Jetzt mal wirklich: Man kann irgendetwas in München billiger produzieren als in Bremen? Dazu noch Bier? Unfassbar?
Das ist eine Schlagzeile wert.