Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
09.02.2012

Katastrophen im Anwaltsleben

Wenn Mandanten wüssten, was wir in ihren Diensten so alles machen, würden Sie uns vielleicht wieder ehrlich bewundern. Wenn Junganwälte wüssten, was so auf sie wartet, wären sie oft keine Junganwälte. Sie würden das Weite suchen. Aber wie man weiß, bleibt der Frosch bei steigender Wassertemperatur…Sie kennen das Bild.

Der Markentiger fährt für seinen Mandanten an einem Tag 500 km in den Spreewald zum Amtsgericht (!) Lübben. Was ein Anwalt ist, der lässt sich von Bandscheibe, geliertem Diesel und Schneetreiben ebenso wenig beeindrucken wie von idiotischen Navigationsanweisungen. Man kann den Schmerz spüren, vor allem, wenn der Kollege in Lübben sich dann mal entschließt, heute keinen Antrag zu stellen. Man nimmt es hin. Der Diesel ist bei uns nur in einem der zwei Diesel geliert. Alle anderen Autos sind Benziner. Kommentar in der Werkstatt „sollte eigentlich nicht sein“. Ich kenne jemanden, dessen absoluter Lieblingskommentar das ist.

Im Warmen bleiben durfte Liz Collet, die den meisten als brillant bloggende Kollegen bekannt ist, der WordPress aber mit einem Update das Theme zerschossen hat. Ich bin nur froh, dass mein Administrator (ja. Ich bediene mich fremder Hilfe. Ich werde sonst irre, wenn einer die XMRDL-Datei anfordern will oder so ähnlich) etwas updatefaul ist.

Mein aufrichtiges Mitgefühl. Technik, die nicht funktioniert, habe ich auch reichlich zu bieten, ebenso wie den alltäglichen Reisewahn. Die beiden Kollegen kann ich heute nicht toppen.

Obwohl: Der neue Blackberry lässt die Frage aufkommen, ob RIM nicht doch pleitegehen sollte, und zwar zu Recht. Dass es auch Montagsgeräte gibt, bei denen der Montag nur die Software betrifft, wusste ich nicht. Das Update hatte erst mal die Plattform zerschossen und sprach nur Amerikanisch, nicht mal Englisch. Das schränkt ziemlich ein, und – ja, es „sollte halt nicht sein“. Aber ich bin beruhigt: Das erste Foto ist auch misslungen, weil die Linse einen Knick in der Abdeckung hat. Auch die Hardware ist also vom Montag.

Und dann ist da noch – mit dem Markentiger kann es nicht mithalten – das Arbeitsgericht Stuttgart. Anreise im Schneetreiben, alle Flugzeuge knapp dran…auf dem Terminzettel fehle ich. Besser gesagt, mein Fall. Anruf in der Geschäftsstelle. Verhandlungen auf dem Gang. Den Fall gibt es, alle sind auch geladen, aber die Akte ist falsch angelegt. Deshalb kriege ich ständig die Post für den Kollegen XY. Mit dem habe ich gar nichts zu tun, der gehört zu einer anderen Akte. Der Richter will trotzdem verhandeln – muss er ja auch. Es fehlt: Die Klägerin. Die taucht erst nach der Säumnis auf. Sie wird mündlich – und später schriftlich – über den Einspruch bekehrt. Der kommt auch. Zu mir in die Kanzlei. Ich habe nicht weiter belehrt, sondern ihn abgelegt.

Aber soll ich Ihnen sagen, was wirklich irritierend ist? Wann haben Sie zuletzt eine volle Teetasse auf Ihrem Schreibtisch umgekippt? Na?

Ich heute Morgen. Die Verlustrate ist enorm.