Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
25.02.2013

Im Paradies: Wir drehen hier alle nur Däumchen!

Traumhafte Zustände.

Der Betriebsrat des Unternehmens beklagt sich halböffentlich und bei der Geschäftsleitung:

Im Schnitt haben wir alle nur noch 30 Minuten am Tag zu tun

Das gilt auch für Vollzeitarbeitnehmer, bei voller Bezahlung. Die ist übrigens recht hoch, alle Arbeitnehmer sind hochbezahlte Akademiker, und nicht wenige dazu:

2600 Bankkaufleute, Betriebswirte, Juristen, Mathematiker und Computerspezialisten

Die sitzen einfach nur rum. Und bekommen Geld.

Wo solche paradiesischen Zustände anzutreffen sind? Bewerben Sie sich bald! Das Unternehmen heißt Portigon AG und wenn Sie es jetzt noch nicht erraten haben, das ist die „Bad Bank“ der ehemaligen WestLB. Der Betriebsrat beklagt sich auch nicht aus Übereifer, sondern weil alle bei dieser Sachlage nur auf eine Kündigung warten. Aber die Arbeit der Bad Banks muss ja gemacht werden. Sie ist Teil der Eurorettung und der Staatsfinanzrettung. In dem schimmligen Keller mit toxischen Akten muss nur auch jemand arbeiten. Das hat niemand bedacht: Diese Banker wollen ja auch eine Zukunft haben. Haben sie aber nicht. Der Bericht der Rheinischen Post ist apokalyptisch:

In der Bank selbst herrscht gespenstische Leere. In der über acht Meter hohen Empfangshalle tickt außer einer Weltzeit-Uhr fast nichts mehr. Die Flure sind wie ausgestorben. Zur Jahrtausendwende wurden dort noch knapp 13 000 WestLB-Banker gelenkt. Heute trifft man dort allenfalls noch in der Kaffeeküche auf größere Gruppen von Menschen.

So sieht es aus, wenn man „abwickelt“.

In den 90er Jahren sah es z.B. in der ostdeutschen Industrie, hüstel, ähnlich aus. Ein ganz normaler Transformationsprozess also. Oder?

Mitnichten. Weil das Land NRW so hohe Kosten hat mit dieser Abwicklung, sollen die Bösen von Gestern die Guten von morgen werden: Die ganzen Banker werden zu – Steuerfahndern umgeschult. Meldet jedenfalls Das Handelsblatt. Na, das ist doch mal eine gute Sache. Und die Mitarbeiter müssen sich gar nicht groß umgewöhnen: Gestern Feindbild Banker, morgen Feindbild Steuerfahnder. Aber Achtung: Der Vorschlag kommt von der FDP. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, waren die trotz beeindruckender Zähigkeit in NRW nicht mehr an der Regierung beteiligt.

Auch gut und für mich der Blogbeitrag des Tages: Kollege Kaßing auf seinem Blog zu Hunger und Ferraris.