Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
29.09.2013

Heute sind wieder 325 Klagen von denen eingegangen…

…das lässt ein Richter mitteilen, der zur Zeit am Arbeitsgericht Oldenburg nach eigener Aussage ,,nur noch Atlas” macht.

Zu sehen im Dokumentarfilm “Krieg in der Firma” von Radio Bremen (hier in der Mediathek).

Atlas, das ist ein sehr bekannter Hersteller von Baumaschinen. Er stand vor einigen Jahren vor dem Aus. Bis Fil Filipov kam, ein charismatischer Millionär aus den USA, der bulgarische Wurzeln hat. Er ist ein überaus erfolgreicher Sanierer, das kann niemand bestreiten. Aber in Deutschland macht ihm die Betriebsverfassung echte Schwierigkeiten. Dieses Thema holen wir hier regelmäßig ins Programm. Aber Atlas und Filipov, das ist ein außergewöhnlicher Fall. Denn er passt nicht ohne weiteres in das Schema vom bösen Kapitalisten.

Es ist ein grosses Verdienst der Autorinnen Kirsten Hartje und Hanna Möllers von Radio Bremen, dass sie trotz hunderter Verfahren und für deutsche Ohr sehr krasser Aussagen über die heilige Kuh “Betriebsverfassung” (“…wenn diese Leute ein Unternehmen führen könnten, wären sie nicht im Betriebsrat”) der Verführung, ein Monster des Kapitalismus zu porträtieren, gerade nicht erlegen sind. Dadurch ist ein wirklich aussergewöhnlicher Film entstanden, über so etwas vermeintlich trockenes wie das BetrVG.

Die geradezu unheimlich neutrale Darstellung ist sicher nicht zuletzt dadurch befördert worden, dass es auch bei sorgfältiger Recherche nicht gelingen will, dem erfolgreichen Selfmademan Bösartigkeit nachzuweisen. Ein Unternehmen (von 30 ) konnte man in den USA finden, bei dem es nicht rund lief – und wo der eine oder andere dem Ex-Chef einen Platz in der Hölle wünscht. Wörtlich. Nur nicht überzeugend, denn das Unternehmen machte zwar tatächlich pleite, aber erst 8 Jahre nach dem Weggang Filipovs. Schwer, ihm das anzulasten. Das merkt auch der Zuschauer: Zum Schluss fragt man sich, ob das nicht ein unfreiwillig komisches Patt ist. Der Betriebsrat, der vor der Kamera beständig auf das Gesetz pocht, ohne aber ein Ziel benennen zu können, das so richtig überzeugen kann; der Amerikaner, der immer auf seine Erfolge pocht, aber offenbar eine Kriegserklärung hinter der ganzen Idee der Betriebsverfassung vermutet und die dröge, bräsige Pflichterfüllung seiner Betriebsratsmitglieder als Aggression versteht – dabei wollen die einfach nur alles richtig machen.

Beeindruckend.

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