Wir sind ja echt unverdächtig, gewerkschaftsnah zu sein – oder?
Man muss auch nicht gewerkschaftsnah sein, um so manche Auffassung aus dem DGB zu teilen (die Idee des gesetzlichen Mindestlohns findet bei uns ja z.B. auch Anklang); schon gar nicht ist Gewerkschaftsnähe Voraussetzung dafür, mal kräftig und bitter zu lachen, wie bei dieser Website:
Das ist eine ganz innovative Unternehmung, nach Eigendarstellung zumal („…eines der motiviertesten E-Commerce-Teams Berlins…“), womit man sicher richtig liegt. Zweifelsfrei.
Die Homepage ist nicht nur schön, sondern auch informativ, und zwar in Bezug auf den sog. Armutsbericht (der eigentlich nicht so heißt). In der hitzigen Diskussion, was der böse Rösler da herausgestrichen hat und was nicht die Bundesregierung alles verschleiert, geht ein bisschen – aus unserer Sicht – wieder mal der Sozialgaul mit den deutschen Wohlfahrtsverbänden durch. Dass Deutschland vom kranken Mann Europas (1990er Jahre) zum Top-Beschäftigter mit dem Status einer Insel der Seligen aufgestiegen ist, zudem ohne Reformen (Hartz, tja) vermutlich aber näher an Frankreich oder Italien läge, kommt immer zu kurz.
Was aber in jedem Fall stimmt: Je jünger, desto ärmer oder armutsgefährdeter. Man kann das überall beobachten, gerade bei Akademikern: Die Chance, sich durch Arbeit ab jungen Jahren und ein entsprechendes Einkommen auch nur den süddeutschen Reihenhäuschenstatus zu sichern (Reihenhaus in Germering bei München ca. 500.000,00 EUR) haben immer und immer weniger auch bestens ausgebildete Leute. Seit ca. 10 Jahren nennt man das „Generation Praktikum“.
Da ist es arm – arm! – wenn eine tolle Firma (ist sie sicher) 11 „Jobangebote“ mit ausführlicher Stellen- und Qualifikationsbeschreibung auf ihrer Internetseite hat – aber 5 davon Praktika und „Werkstudenten“ betreffen. Nur mal zum Nachdenken: Das sind per definitionem keine „Jobs“, deshalb darf man sie auch nicht so nennen (andernorts würde man bei einem solchen Falschetikett an § 5 Abs. 1 UWG denken), sondern Ausbildungsplätze nach § 26 BBiG. Nebenbei hoffe ich, dass die wissen, was ein „Werksstudent“ ist (sieht nicht so aus…). Sonst geht das bös ins Auge. Das einzige, was sich wie eine Jobbeschreibung liest, sind die Anforderungen an den/die Praktikanten/-in:
Dabei ist sicher die Frage interessant, was „ähnlich“ wie Journalismus und Germanistik (nicht gerade verwandte Fächer) sein könnte…noch doller ist natürlich, dass man nur Studenten nimmt – weil man sie gleich wie Arbeitnehmer bezahlt, aber die Sozialabgaben spart (ist natürlich eine böse Unterstellung, sie würde ganz genau so mit Sicherheit aber auch – auf „Rechtbrechung“ vom Kollegen Rainer Göhle aus München so vorgenommen würde…).
Also ehrlich, das ist vor Weihnachten einfach hässlich. Übrigens auch für die Zeit danach. Ich konnte aber nicht anders, ich musste mir die Seite beruflich ansehen. Warum machen die das bloß? Ein Appell zum Fest: Trennt mal Ausbildung und Arbeit voneinander. Wenn Ihr die Arbeit dann auch noch bezahlt, umso besser…sonst kommt der Mindestlohn (soll der auch für Praktikanten gelten?). Und dass es so aussieht, als hättet Ihr Anteil am vielbeschworenen (aber kaum sichtbaren) „Fachkräftemangel“, das – ist eben alles nur Optik.