Ein trüber, schneereicher Tag im Norden Deutschlands.
In der Kantine eines deutschen Arbeits-/Landesarbeitsgerichts wird viel gesprochen. Parteien, Anwälte und Richter ruhen sich von anstrengenden Verhandlungen aus. Anwälte erklären bleichen Mandanten, dass das soeben Erlebte nicht so schlimm sei und man weiter kämpfen solle. Andere bereiten aufgeregt ihre nächste Verhandlung vor. Man kann mittendrin sitzen und braucht die Ohren nicht besonders zu spitzen.
Fall 1 (Anwalt und Mandant, beide gewichtig und Bartträger, sitzen am Tisch bei den Kunstblumen und haben Akten vor sich aufgebaut)
Anwalt:
Aber wie haben Sie die Bezahlung geregelt mit ihm? Ich meine, der macht ja Mindestlohn geltend. Da müssen wir auf 9 EUR kommen…die Stunde übrigens…
Mandant:
Na, die sollten ihr Geld ja bekommen. Ich habe denen erklärt: Wenn Ihr zwei Stunden hintendran hängt, bekommt Ihr das auch.
Anwalt:
?
Mandant:
Na, ein bisschen mehr arbeiten. Nicht aufgeschrieben natürlich. Da gibt es dann 2, 3 EUR unter der Hand, aber offiziell kommen wir dann nur auf 8 Stunden und , ich sach‘ mal so, im Schnitt kommen wir mit dem Geld bei acht Stunden dann halt auf den Mindestlohn.
Anwalt:
Pffffff…
Mandant:
Na wat denn? Machen doch alle so!
Fall 2 (Mandant ist bleich und verarbeitet einen Schock, der ihm offenbar im Gerichtssaal zugefügt wurde, am Tisch in der Nähe der Geschirrrückgabe)
Mandant:
Und dann will er wissen, dieser Richter, ob ich dieses Dings gemacht habe!? Betriebs….wie war das?
Anwalt:
Betriebliches Eingliederungsmanagement…
Mandat:
Genau. Was ist das eigentlich? Eingliederung…was?
Fall 3: Ich gehe hinter der Essenausgabe zum LAG hoch. Im Saal hat die Verhandlung begonnen: Eine heiße Diskussion über alles Mögliche.
Richterin:
Ich kann das menschlich durchaus verstehen, was Sie sagen. Das Problem ist doch, Sie haben sich an bestimmte Rechtsregeln zu halten. Die Voraussetzungen für das, was Sie hier wollen, liegen aber nun einmal nicht vor. Deshalb kann ich Ihnen das eben nicht zusprechen, selbst dann nicht, wenn ich fände, dass Sie moralisch oder menschlich im Recht wären.
Parteivertreter (Geschäftsführer):
Regeln?
Richterin:
Regeln. Juristische.
Parteivertreter (runzelt die Stirn):
Ich lade Sie gerne mal ein, zu uns zu kommen, um mal zu sehen, wie das in der Praxis wirklich läuft.
Ehrenamtlicher Richter (hat schon einen roten Kopf und ist sichtlich verärgert):
Was glauben Sie, wo ich sonst lebe? In der Theorie?