Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
21.08.2013

Frankfurt vs. Frankfurt

Gedanken aus dem Rhein-Main-Gebiet – live und ungefiltert – exklusiv:

Dienstag zieht es mich zur Oder, heute an den Main (ob ich da wirklich gezogen werde, erörtere ich hier nicht). So viel Frankfurt in zwei Tagen, was bereist der Anwalt lieber?

Die Reisezeit an die Oder beträgt etwa eine Stunde. Das ist fast identisch mit Frankfurt am Main. Vorausgesetzt, man ist bereits eingecheckt. Dafür hat man an der Oder ein neues Arbeitsgericht, aber das darf nicht mitzählen. Ich will am Main ja eigentlich nach Wiesbaden.

Die Reisebegleitung kann unterschiedlicher nicht sein: Richtung Oder – Schwerlastverkehr nach Polen und weiter nach Osteuropa. Lauter spannende Lkw, auch wieder die polnische Spedition “elmex”. Als ich die das erste Mal sah, witzelte ich “ob es auch ‘aronal’ gibt?”. Prompt kann Aronal als Speditionsname ins Bild. Es gibt beides und seit meinem Fachanwaltskurs im gewerblichen Rechtsschutz frage ich mich manchmal, warum, obwohl ich es heimlich witzig finde. Verbindungen zum süddeutschen Zahnpastamixer sind nicht erkennbar.

Aber der Main kann mithalten. Gut, Beruferaten im Flugzeug um 7 Uhr auf dem Weg dahin kann man sich sparen (langweilig): Alle Männer mit Anzügen sind Anwälte. Alle Frauen, die konservativ gekleidet sind (Kostüm) sind Anwältinnen. Die gewagter gekleideten Damen (definiert durch ‘kein Kostüm’) sind bei Werbeagenturen. Vom kläglichen Rest in einer A 320 bleiben zwei IT-Fachleute (männlich) und mein Nebensitzer, der freundlich ist und akzentfrei deutsch parliert, um dann ein russisches Buch aufzuschlagen, dessen Lesezeichen ein Pappeinleger aus einer ‘Nur die’ Strumpfhosenverpackung ist (“Meine schönen Beine ziehe ich einfach an”). Er ist der Sympath auf dem Flug und seinen Beruf kann ich nicht raten.

Es steht 1:1, die Anreise ist jeweils unterhaltsam.

Während die Odermetropole indes – beim Tee nach dem Termin – durch die coole Namensgebung der örtlichen Fleischerei auffällt (Fleischer Ranzig, kein Scherz), drängen sich am Main arbeitsrechtliche Grundsatzgedanken auf. Wir halten in Rüsselsheim am Opelwerk, aber der Bahnhof ist verwaist. Hoffentlich nur, weil gerade kein Schichtwechsel ist. Fachlich liegt der Main daher näher dran. An der Oder ist es witziger (die haben ja auch Erfahrung mit dem Personalabbau gesammelt).

Das Spiel ist noch offen, denn die Bahn hat ihren Hut in den Ring geworfen: Wir stehen. Wegen einer “Zugkreuzung”. Ich wusste nicht, dass es das gibt.

Warum sollen Sie sich damit befassen? Nun, mein Tag ist noch nicht zu Ende – er hat kaum begonnen – und ich kann mich beim Schreiben ablenken. Vor dem Gerichtstermin. In Wiesbaden.

Sie glauben, ich sei nervös?

Wehe, Sie verbreiten so einen Unsinn. Sonst schreibe ich demnächst etwas über Kündigungsschutzklagen im Wege der Anschlussberufung. Das müssen SIE dann lesen…