Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
05.03.2013

Die Schöne und die Biester

Marissa Mayer: Ein Star. Unter Managern/Managerinnen. In Amerika. Ex-Freundin des Google-Gründers, angetreten, um noch unter vierzig und gerade entbunden die gestrauchelte Internetlegende Yahoo! (die Älteren erinnern sich noch) zu retten.

Jetzt schwappt bekanntlich die „Wut-Welle“ (BILD) über Ms Mayer herein, weil sie ja bekanntlich, schon vor über einer Woche, einfach alle „Heimarbeiter“ ins Büro zurückgeholt hat. Es waren fast 12.000, die im Silicon Valley am Laptop saßen, die Füße auf der Reling des Balkons – nur meinte Frau Mayer, der Blick sei dabei zu oft auf den Pazifik und zu selten auf den Bildschirm gerichtet.

Glückliches Amerika. Da kann man dann von einem Tag auf den anderen alle zurückpfeifen. Jetzt wieder Stau, Parkplatznot und Bürojob. Wer nicht will, kann ja gehen. Übergangsfristen, Betriebsrat oder überhaupt Bestandsschutz? O no, we are American.

Interessant aber, dass der in Amerika am meisten darüber geredet wird, dass hier nicht nur normale Arbeitgeberbrutalität vorliegt, sondern auch noch Schnüffelei. Denn Frau Mayer hat angeblich alle Logdaten der Heimarbeiter auswerten lassen und daran wohl festgestellt, dass sich Heimarbeit nicht lohnt, weil kaum gearbeitet wird.

Fies.

Nur ist das doch völlig rational. Im Silicon Valley gibt und gab es Jobs, von denen Restamerika nur träumen konnte. Hohe Bezahlung, Jobsicherheit, Privilegien – etwa die Heimarbeit. Die nichts bringt, jedenfalls in den meisten Branchen nicht, weil ihre Produktivität unzureichend ist. Das vermeintlich flexible Amerika reagiert auf solchen Entzug viel empfindlicher, polemischer und kindischer als z.B. das schwerfällige, mitbestimmte Deutschland. Kostprobe aus einer Beschreibung des Charakters von Ms Mayer in diesem Zusammenhang):

“Sie arbeitet härter als jeder andere und ist smarter als 99 Prozent der Leute. Aber sie kann sich nicht zurücknehmen und kennt keine andere Management-Methode als Einschüchterung und Demütigung.”

Das „liken“ Sie hier mal auf Facebook, wenn es um Ihren Arbeitgeber geht. Die fristlose Kündigung kommt sofort. Hat man alles schon erlebt. Die meisten, die sich beschweren, machen das im Name der “Moms”, der Mütter, die von zu Hause aus arbeiten. Sie finden, Marissa Mayer ist ein echtes Biest. Marissa M. findet das möglicherweise auch. Von den Protestlerinnen.