Der Song von Olly Murs, der gerade auf allen Radiokanälen trällert, hat mich schon länger als dezidiert old-fashioned überrascht. Wie kann man heutzutage eine Entschuldigung für seine Schrift absetzen? Zittrige Hände bei der Schrifterkennung auf dem Galaxy-Tablet-Phablet-Wasauchimmer? Quatsch. Beim Tatstaturbedienen, auf dem Smartphone? Sieht die im Song adressierte Dame doch gar nicht! Handschrift, und damit Fehler, sind out.
Nicht in Berlin, nicht wenn man an Anwälte schreibt. Nur, um uns nicht misszuverstehen: Handschrift ist auch hier out, aber der Rest nicht:
Ja, dafür habe ich recht wenig excuses und singen werde ich auch nicht:
1. Ich verzichte gerne darauf, mit meinem eigenen Namen angesprochen zu werden und tröste mich damit, dass Kanzleinamen eben Marken sind, irgendwie. Sicher ist Jobst-Hubertus Bauer auch schon als „Herr Gleiss“ angeschrieben worden, als er dort noch aktiv war. Und in der Liga kann ich ja gar nicht mitmachen.
2. Trotzdem ist es bezaubernd, nicht wenigstens zu merken, dass die beiden “Jacobsens” – also “jakobsen” und “jakobsen” – vielleicht irgendwie den gleichen Namen haben sollten. Oder könnten.
3. Eigennamen könnte man immer groß schreiben.
4. „Keith“ müsst Ihr selbst recherchiert haben. Es ist wirklich originell. Nur: Wie kommt man von „Kay“ zu Keith? Es scheint einen Künstler in England zu geben, der diesen Namen hat: http://www.keithjacobsen.co.uk/da/113119. Aber Ihr wolltet ja an Rechtsanwälte Rechanwälte (ungleich „Künstler“) schreiben.
5. Ich verstehe, dass man es schwer hat, „Kurfürstendamm“ in einem Wort zusammenzufassen. Vor allem, wenn man soooo weit weg ist. Der Absender ist immerhin an der Kurfürstenstraße Kurfürsten Straße ansässig. Und kein Anwalt.
Mindestens 8 Fehler in einem Adressfeld sind Spitze. You made my day. Aber die Antwort auf diesen – handschriftlich unterzeichneten und individuell gefertigten – Brief steht noch aus. Vielleicht komponiert der Absender ja auch einen Song. Muttersprache? Falscher Einwand. Er hat nur eine: Deutsch. Und eine klare Vorstellung von seinen Rechten.