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Heute vor genau 200 Jahren wurde Charles Dickens in Portsmouth geboren. Es gibt so viele Anlässe, an ihn zu erinnern – der Freude wegen, die seine Bücher Generationen beschert haben, aber auch der Bescheidenheit und Traurigkeit wegen, mit denen sie oft zu tun haben – dass wir einfach nur in die Reihe der Gratulanten treten und nicht etwa einen neuen Grund dazu erfinden müssen. Dass es mit zunehmendem Alter schwerer fällt, einige der bekanntesten Dickens-Geschichten als Abenteuerschilderung zu begreifen, weil Tragik und Verzweiflung sich in den Vordergrund drängen, spricht für den Autor, nicht gegen ihn.
Dickens war kein Freund von Juristen, das weiß man (Bleak House, 1852/1853, ist ein bestechendes Beispiel dafür). Auch der Satz „The Law is a bastard“ ist von ihm und er hat ihn Magwitch in den Mund gelegt. Der spricht ihn in Great Expectations (1860/1861), kurz vor seinem tragischen Tod, der ihn seinerseits vor der Schande einer ungerechten Exekution bewahrt. Starker Stoff.
Dem Satz können wir uns anschließen. Manchmal jedenfalls. Und wer wollte einem Charles Dickens widersprechen? Arbeitsrecht war damals, in den 1860er Jahren, aber noch nicht wirklich erfunden. Schon gar nicht im England.
Die von bitterer Armut, technischen Fortschritt und ebenso unfassbarem Wohlstand, einem eigenwilligen Rechtssystem und der Industrialisierung geprägte Welt der „Welthauptstadt London“, die Dickens inspiriert und die er beschrieben hat, ist natürlich nicht besonders gut bildlich dokumentiert. Eine Bildserie, die der Daily Telegraph veröffentlicht hat, zeigt aber Fotografien, die um das Todesjahr von Charles Dickens (1870) herum in London entstanden sind. Sehenswert. Sie vermitteln einen Einblick, wie man sich diese Umwelt vorzustellen hat, die uns aus den diversen BBC-Verfilmungen vertraut scheint, aber doch völlig fremd ist. Der Telegraph hat auch einen gelungenen Digest mit Informationen über Dickens online gestellt. Nicht zu vergessen, was die BBC so zusammenträgt zum 200.
Happy Birthday!