Das war nicht immer so. Schließlich gab es mal eine Ruhrbesetzung. Durch Frankreich. Vielleicht war es aus Sicht der Opelaner in Nachhinein falsch, das so früh und aggressiv zu beenden. Na, Schwamm drüber, ist ja auch schon ein bisschen her.
Opel in Bochum macht also dicht. Das ist nicht neu, seit dem ersten Auftritt des zu Guttenberg als Wirtschaftsminister (erinnern Sie sich?) ist das eigentlich klar. Das war 2009. Die Antwort auf die Frage, wie man lukrativ Autos verkaufen will, wenn man das nur in Deutschland darf, keine Modelle hat, die irgend jemand haben will und das eigene Management gefühlte 7 1/2 Male in der Woche über den großen Teich hinweg das Bonbon in die Ecke spuckt, hat seither keiner gefunden, aber immerhin, die Fünf machen wir noch voll – dicht gemacht wird Ende 2014.
Neidvoll brauchen die Opelaner daher eigentlich nicht nach Frankreich zu blicken, auch wenn die Tageszeitung DIE WELT jetzt in einem unreflektiert geklonten Artikel des Wall Street Journal mal wieder auf das unmögliche Arbeitsrecht in Frankreich schimpft. 600 Wissenschaftler wollen ihre Stelle nicht verlieren, deshalb klappt das mit der Schließung immer noch nicht, ein Jahr nach der Entscheidung.
Och, wir sind ja so mitfühlend, aber was ist daran so anders als hier? Verfolgt man den Argumentationsstrang des aus rein amerikanischer Perspektive geschriebenen Artikels, kann man nichts über französisches Arbeitsrecht nichts, aber viel über staatliche Einmischung und deren Folgen erfahren. Böse Franzosen, aber staatliche Einmischung haben die nicht erfunden. Guttenberg und Opel und – witzig- natürlich Barack Obama und das Opel-Mutterhaus General Motors, existent nur aufgrund eines beispiellosen staatlichen Interventionismus.
Nein, liebe transatlantische Freunde, so geht das nicht, auch wenn Euch Arbeitnehmerrechte in Europa ein irritierendes Rätsel bleiben. Frankreich hat die französische Krankheit, die mal die englische war und auch die deutsche. Die Ärzte, die das behandelt haben, hießen hierzulande Hartz und Schröder. In UK hieß sie, wie die ganze Welt noch einmal im Zeitraffer nachvolziehen durfte am 17. April 2013, Margaret Thatcher. Welche Variante sie wählen, ist sicher nicht nur Geschmackssache, sondern auch eine Zeitfrage. Denn eins ist sicher: Weiter so, ist auch im französischen Arbeitsrecht kein Motto mehr. Das nämlich ist in der Tat – disfunktional.