Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
08.01.2013

BER vs. Wowereit, K.: Die Änderungskündigung des Jahres…

…ist fast eine Orlando-Kündigung, aber eigentlich perfider. Sie wurde vom Gekündigten selbst gestern angekündigt. Wir dokumentieren hier den uns zugespielten Text, der offensichtlich mehrfach überarbeitet wurde:

Der Regierende Bürgermeister von Berlin

Klaus Wowereit

An

Herrn

Klaus Wowereit

c/o BER

- Vorsitzender des Aufsichtsrats -

Betr.: Ihr Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrats der BER GmbH

Sehr geehrter Herr Wowereit,

wie Ihnen aus der Presse sicher bekannt ist, sind Sie Vorsitzender des Aufsichtsrats der BER GmbH. Das – wie Sie bei einer Überprüfung leicht feststellen werden – ist jenes Unternehmen, das den neuen Flughafen in Schönefeld (das liegt in Brandenburg) baut, der früher als „BBI“ projektiert war, jetzt offiziell „BER“ heißt, eine IATA-Kennung, die in der – sicher naiven – Annahme vergeben wurde, Zweck des Neubaus seien Starts und Landungen von Verkehrsflugzeugen. Das ist natürlich Quatsch, Klaus, aber das wissen wir beide ja und sonst fast keiner, außer vielleicht Matthias; Peter, der Idiot, friert sich in Wildbad derzeit den A… ab.

Es ist mir sehr unangenehm, Sie außerdem darüber zu informieren, dass das Projekt „BER“ von interessierter Seite als – sicher zu Unrecht – gescheitert oder mindestens schwer geschädigt angesehen wird. Natürlich ist uns die neo-libertäre, rechte Propagandaquelle bekannt, aus der diese Stinkstiefelnummer kommt, aber leider ist ja auch – Ihr Kumpel? – Rainer S. (das ist der Geschäftsführer des Unternehmens) nun ganz doll stark kritisiert worden.

Unsere Anwälte, aber vor allem aber unsere PR-Berater verlangen ein Bauernopfer. Eigentlich wollen sie Köpfe rollen sehen. Wir wollen diesen Zustand verbessern helfen und kündigen Ihnen hiermit Ihre – Position? – als Vorsitzender des Aufsichtsrats mit sofortiger Wirkung.

Gleichzeitig bieten wir Ihnen die Vortsetzung Fortsetzung der Misere des Dienstverhältnisses zu geänderten Bedingungen an. Sie übernehmen ab sofort im selben AR-Gremium die Position des zweiten Vorsitzenden zu im Übrigen unveränderten Bedingungen. Wir hoffen, dass Sie Ihre umfangreiche Erfahrung bei Flughafenaufsichtsräten in ihre völlig neue Position einbringen werden und freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Angeblich wollten Sie ja mal Arbeitsrichter werde. Wir sind sehr froh, dass Sie diesen Plan nicht in die Tat umgesetzt haben, Urteilsvermögen steht Richtern nämlich ganz gut zu Gesicht.

Neuer Vorsitzender wird übrigens Herr Platzeck. Wenn er Ihnen noch unbekannt ist: Das ist ein hervorragender und sympathischer Mann, zudem der brandenburgische Ministerpräsident. Sie werden die Zusammenarbeit sehr genießen, wenn Sie mal arbeiten kommen sollten. Wenn er die Vertrauensfrage im Landtag nicht übersteht, hat er also wenigstens noch etwas zu tun!

Also, lieber Klaus, sehr geehrter Herr Wowereit: Willkommen an Bord, wenn Sie mir diesen kleinen Scherz gestatten.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Wowereit

Regierender Bürgermeister von Berlin

(„Klaus“)

Ein Sprecher des Unterzeichners des Kündigungsschreibens (Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister von Berlin) teilte auf Anfrage der Redaktion mit, die durchgreifende Personalmaßnahme stelle einen “angemessenen Sozialausgleich zwischen dem Interesse der Länder Berlin, Brandenburg sowie der Bundesrepublik und ihrer Steuerzahler an BER einer- und dem durch lange Tätigkeit erworbenen kündigungsrechtlichen Bestandsschutz des Gekündigten (Klaus Wowereit als ehem. Vorsitzender des BER-Aufsichtsrats) andererseits” dar. Einen sozialen Ausgleich auch in schwierigen Zeiten zu finden, sei stets das Bestreben des Senats beim Umgang mit seinen Mitarbeitern.