Rechtsanwalt Wolf J. Reuter

Jacobsen Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
10707, Berlin
10.04.2011

Arbeitsrecht mal „scharf links“

 

Gelegentlich unternehmen wir einen Ausflug in extreme Gefilde.

„Scharf Links“ ist sicher keine Mainstream-Publikation. Aber sie beschäftigt sich – in eigenen Worten – jetzt in einem Artikel von Reinhold Schramm mit dem „Untergang des bürgerlichen Arbeitsrechts (!). Wohlan. Erst mal einen kräftigen Schluck aus der Pulle:

„Bürgerliche Demokratie ist die Herrschaft der Minderheit über die Bevölkerungsmehrheit, ist (auch arbeitsrechtliche) Gewaltanwendung der ökonomisch, ideologisch und gesellschaftspolitisch Herrschenden gegen die Mehrheit. […] (Vgl.: Politisches Grundwissen, Dietz 1972)…“

Gut: Ich bin arbeitsrechtlicher Gewaltanwender (weil ich Arbeitgeber vertrete). Aber die Kollegen auf der Gegenseite sind in dieser Ideologie auch Gewaltanwender. Das beruhigt. Mich. Ich bin auch beruhigt, weil ich mein „politisches Grundwissen“ nicht aus einem 1972 auf realsozialistischem Klopapier gedruckten Band aus dem Staatsverlag der DDR beziehen muss. Puh.

Der Artikel selbst sorgt sich um das bürgerliche Arbeitsrecht deshalb, weil die Zahl der rein arbeitsrechtlichen Lehrstühle an deutschen Universitäten angeblich stark zurückgeht. Ob das richtig ist, kann man bezweifeln. Es ist aus akademischen Gründen sinnvoll, Arbeitsrecht als Schwerpunktprofessur in eine solche für bürgerliches Recht einzubringen, damit der „Arbeitsrechtler“ nicht die Bodenhaftung verliert. Die Zahl ist also relativ. Außerdem haben wir den Eindruck, die Zahl arbeitsrechtlich lehrender würde geradezu inflationiert – an privaten Hochschulen und FHs. Es gibt sogar eine private Rechtshochschule. Und hatten wir erst letzte Woche nicht berichtet, dass Arbeitsrecht – also die Verteidigung der Rechte von Arbeitnehmern vs. die klägliche Abwehr durch arme Schweine wie und (insgesamt: „die Fachanwälte für Arbeitsrecht“) ungemein populär sei?. Passt ja nun gar nicht zusammen mit dem Tod des Arbeitsrechts…

Ja, aber die Realität ist langweilig. Die wundervolle Formulierung aus der Dietz-Verlag-Feder dazu, dass Arbeitsrecht Gewaltanwendung ist, hat mir den Sonntag gerettet -  jedenfalls dessen ersten Lacher eingebracht.