Aus dem Bericht der Gießener Allgemeinen zur Kündigung eines – aus China stammenden – wissenschaftlichen Mitarbeiters der Universität ebendort. Er ist Physiker, nicht Jurist. Deshalb schämt er sich nicht einer klaren Aussage und griff zu einer Rundmail im Institut:
In seiner Mail holte er…zum Rundumschlag…gegen die hier lebenden Frauen im Besonderen aus. Diese hätten »eigene Meinungen«, empörte er sich – »egoistische, snobistische« Einstellungen, die für ihn »ungeeignet« seien.
Für seine Vorgesetze (w) empfand er wenig Sympathie.
Seiner Vorgesetzten empfahl er die Arbeit im KZ auch mit der Begründung, dass sie sich dort als »westliche Frau verwirklichen« könne. Sie werde dort genügend Vorbilder finden und ganz im Sinne der Machthaber »vor 70 Jahren« weiterarbeiten können, schrieb er.
Dass das Arbeitsgericht ihn deshalb zu Recht für fristlos gekündigt hielt, ist keine Überraschung. Das dürfte neben den dramatischen und wüsten Beschimpfungen (Nazivergleiche sind eine No-Go-Area, es sei denn, einer ist bekennender Nazi natürlich) eigentlich – was in Schlagzeilen a la „KZ-Empfehlung bringt fristlose Kündigung“ gerne untergeht – schon wegen der klaren Prognose richtig sein, dass man so ein Arbeitsverhältnis nicht funktionierend fortsetzen kann und die Universität alle anderen Mitarbeiterinnen davor schützen muss, mit solchen Ansichten konfrontiert zu werden.
Nun ist es durchaus unfair, dass ich jetzt ein Mao-Zitat gesucht habe. Die Tatsache, dass man „Chinese“ ist, macht ja nur eine gemeinsame Staatsbürgerschaft (oder bloß Abstammung) mit einem - oder von einem – großen Teil der Welt deutlich. Mit Mao Tse-Dong hat das wenig zu tun, aber es reizt halt. Der meinte aber:
Echte Gleichberechtigung von Mann und Frau kann nur innerhalb des Prozesses der sozialistischen Umwandlung der ganzen Gesellschaft verwirklicht werden.
Ja, aber da sind wir alle noch nicht. Gottseidank: Vielleicht gibt es ja auch andere Wege zur Gleichstellung, als gerade den Sozialismus. Deutsche Arbeitsgerichte. Zum Beispiel.
Römisch-Germanisches Museum, Köln