Im Herbst 2011 (per e-mail, dramaturgisch überarbeitet):
Re: Arbeitszeiterhöhung
Lieber Arbeitgeber,
ich arbeite schon so lange Teilzeit und jetzt, wo wir in Düsseldorf eine neue Filiale eröffnen, möchte ich nur allzu gerne meine Arbeitszeit erhöhen. Wir haben dort ja noch kein Personal und mit dem Wechsel des Tätigkeitsorts habe ich keine Probleme.
Bitte lassen Sie uns darüber reden, ob und ab wann das aus Ihrer Sicht möglich ist.
Ihre Frau N.
Antwort (im Oktober 2011, nicht dramaturgisch bearbeitet, sondern dem Urteil des Arbeitsgerichts Düsseldorf vom 12.03.2013 – 11 Ca 7393/11 entnommen!):
Re: Berufs – vs Familienplanung
Liebe Frau N.,
wie Sie mir gesagt haben, werden Sie Ende Oktober heiraten und damit einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Ich will ganz offen sein. Für eine Frau in Ihrem Alter ist es “normal” schwanger zu werden und Kinder zu bekommen. Wir von M. freuen uns über jeden neuen Erdenbürger – müssen jedoch Rücksicht auf unternehmerische Belange nehmen. Den “Neuaufbau” des Standorts Düsseldorf würden wir gerne mit Ihnen machen – aber das funktioniert natürlich nicht, wenn Sie 2012 wegen einer Schwangerschaft ausfallen. Bitte teilen Sie mir mit, welche Pläne Sie haben: Ist eine Schwangerschaft 2012 möglich bzw. gewollt – oder können Sie das für nächstes Jahr ausschließen?
Vielen Dank für Ihr Vertrauen!
Ihr Herr…
[P.S.: [gedacht] Nicht alle freuen sich über jeden Erdenbürger, Herr…Der Jubel bei Ihrer Ankunft hielt sich vermutlich in Grenzen.]
Wenigstens hat er nicht sofort die Lohnzahlungen eingestellt – wie in dem von Liz Collet berichteten Fall (mit viel Material zum Nachdenken).
Rund 10.000 EUR Schadensersatz gibt es dafür aber dennoch – wegen Geschlechterdiskriminierung. Sagte das Arbeitsgericht (s.o.), dessen Entscheidung jetzt durch Rücknahme der Berufung rechtskräftig wurde (hier zur Pressemitteilung des LAG).
Tief durchatmen. Mit 10.000 ist man, würde sogar ich behaupten, da noch gut weggekommen. Was drückt nur die Leute, solche „Offenheit“ an den Tag zu legen? Schon die besserwisserische und altväterliche Betreffzeile im vermeintlich modernen Gewande „Berufs – vs Familienplanung“ ist – krass.