Rechtsanwalt Udo Schwerd

Udo Schwerd
81379, München
Rechtsgebiete
Steuerrecht Handelsrecht und Gesellschaftsrecht Erbrecht
08.09.2022

Zeitenwende oder das Ende der Welt

Viele sind sich einig, dass wir aktuell eine Zeitenwende erleben, andere sprechen von einer neuen Weltordnung oder gar vom Ende der Welt. Es besteht allerdings überraschend große Uneinigkeit, was uns die Zukunft bringt oder um welche Probleme wir uns – zumindest im Westen – vorrangig kümmern sollten. Ist es der Klimawandel mit extremen Wetterereignissen oder handelt es sich hierbei nur um eine Erfindung mysteriöser Eliten? Müssen wir uns eher über den Aufstieg Chinas – in Kooperation mit Russland – sorgen, der unsere Freiheiten und Werte im Westen bedroht? Andere stellen den demografischen Wandel und eine schrumpfende Weltbevölkerung an erste Stelle der globalen Risiken? Folgt man dem Autor und Berater Peter Zeihan, ist die bestehende Weltordnung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Ende. Einige Grundpfeiler der Globalisierung sind bereits weggebrochen, weitere werden folgen. Die Folgen werden dramatische Auswirkungen haben. Manche sind bereits heute sichtbar. Die Welt, wie wir sie kennen, ist Vergangenheit.

Peter Zeihan – Zeitenwende oder das Ende der Welt

In seinem aktuellen Buch The End of the World is just the Beginning* malt der Autor Peter Zeihan* ein düsteres Bild für nahezu alle Regionen unserer Welt, die meisten Länder Europas eingeschlossen. Einen ersten Vorgeschmack von seinem Ende der Welt erleben wir gerade mit der Energiekrise.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Vereinigten Staaten mit dem Rest der Welt einen Deal eingegangen. Solange alle Nationen den US-Dollar als Handelswährung nutzen und Englisch als Handelssprache im Handel verwenden, würde die USA ihren Markt öffnen und die US-Marine die Handelsrouten über die Ozeane sichern. Dieser Deal hat der Welt 75 Jahre Frieden, Wachstum und Wohlstand beschert, bevor eine Pandemie diesem perfekten Moment in der Geschichte der Menschheit ein jähes Ende setzte.

Mit dem Ende der Pax Americana endet die Globalisierung

Im Rahmen dieser Weltordnung war es jedem Land mit Zugang zu den Ozeanen möglich, seine Produkte oder zumindest seine Arbeitskräfte anzubieten und auf diese Weise zu mehr oder weniger Wohlstand zu gelangen. Am eindrücklichsten ist das der Volksrepublik China gelungen, die seit dem Besuch Nixons in 1971 und mit der zunehmenden Öffnung des Landes in wenigen Jahrzehnten den historisch wohl einmaligen Aufstieg zur Fabrik der Welt hinlegte. Mit dem Wegbrechen der Grundpfeiler der Globalisierung erwartet Peter Zeihan jedoch einen Zusammenbruch Chinas, der ebenfalls historisch sein wird. Dem schließe ich mich an, sofern ein Angriff auf Taiwan tatsächlich erfolgen sollte.

Unter dem Schutzschirm der Pax Americana und mit der Containerisierung des Welthandels konnten die Unternehmen globale Lieferketten aufbauen, von denen nahezu alle Länder und insbesondere China enorm profitiert haben.

Diese Ära ist jedoch zu Ende und die hieraus entstehenden Konsequenzen für die Globalisierung und den Welthandel sind umfassend und verheerend. Vor uns liegt eine Ära der Entglobalisierung, in der sich die strategischen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Regeln alle gleichzeitig ändern. Die Ozeane werden mit der Ausnahme weniger “sicherer Zonen” wieder gefährliches Terrain, auf dem man keine Containerschiffe mit Tausenden vollgepackter Container von einem Kontinent zum anderen verschiffen kann. Anstatt “billiger, besser und schneller” müssen wir uns auf “teurer, schlechter und langsamer” einstellen.

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