Rechtsanwalt Udo Schwerd

Udo Schwerd
81379, München
Rechtsgebiete
Steuerrecht Handelsrecht und Gesellschaftsrecht Erbrecht
18.03.2023

Die 10 Grundrechte bei Verhandlungen

Verhandlungen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens, sei es eine Verhandlung im geschäftlichen, beruflichen oder privaten Bereich. Um sicherzustellen, dass alle Parteien auf faire und gleichberechtigte Weise an der Verhandlung teilnehmen und ihre Interessen vertreten können, gibt es bestimmte Grundrechte, die bei Verhandlungen gewahrt werden sollten.

Die nachfolgenden 10 Grundrechte sollen dafür sorgen, dass keine Partei auf Kosten der anderen agiert und eine gemeinsame Lösung gefunden wird, die für alle Beteiligten akzeptabel ist. In diesem Artikel werden wir die 10 Grundrechte bei Verhandlungen genauer betrachten und uns ihre Bedeutung für erfolgreiche Verhandlungen anschauen.

Inhalt:

  1. Bedeutung der 10 Grundrechte bei Verhandlungen
  2. Informationen
  3. Zeit
  4. Gleichbehandlung
  5. Selbstbestimmung
  6. Transparenz
  7. Vertraulichkeit
  8. Fairness
  9. Klarheit
  10. Zusammenarbeit
  11. Umgang

1. Bedeutung der Grundrechte bei Verhandlungen

Die nachfolgenden 10 Grundrechte beim Verhandeln sollen dafür sorgen, dass eine Verhandlung in einer transparenten, respektvollen und fairen Art und Weise durchgeführt wird, so dass alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Interessen und Bedürfnisse zu vertreten und gemeinsam eine Lösung zu finden.

Wird eines oder mehrere grundlegende Rechte beim Verhandeln verletzt, führt dies in den meisten Fällen zu Spannungen, Konflikten oder Unzufriedenheit unter den Teilnehmern. In diesen Fällen kann sich die Verhandlung schnell zu einem unproduktiven oder gar schädlichen Prozess entwickeln, was niemals der Zweck einer Verhandlung sein sollte.

Hat ein Teilnehmer das Gefühl, dass seine Rechte verletzt wurden, sollte er dies in einer konstruktiven Art und Weise sofort ansprechen und versuchen, eine Klärung bzw. Lösung zu finden.

1.1. Besondere Personen und Positionen

Verletzt einer der Teilnehmer einer Verhandlung wiederholt oder dauerhaft die Rechte der Verhandlungspartner, muss man im Extremfall auch an den Abbruch der Verhandlung denken oder andere Optionen prüfen, um eine gemeinsame Lösung zu erreichen.

Im Rahmen von Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden oder Gewerkschaften ziehen die Verhandlungspartner oft einen Schlichter hinzu, der die Aufgabe erhält, einen Kompromiss zu finden, der für beide Seiten akzeptabel ist. Eine ähnliche Aufgabe hat der Mediator, der Konflikte zwischen Vertragspartnern lösen soll. Beide sind in die Verhandlung involviert, allerdings nicht als Entscheidungsträger. Sie managen oder steuern die Verhandlung, um möglichst effektiv zu einer Einigung zu gelangen.

Eine ähnliche Rolle übernimmt auch der Scrum Master, der ein mehrköpfiges Team bei der Zusammenarbeit in einem Projekt professionell unterstützen und leiten muss, um innerhalb einer bestimmten Zeit und möglichst im Rahmen eines bestimmten Budgets ein Ergebnis zu erzielen. Unternehmen setzen beim Projektmanagement gerne auf Scrum Master, vorausgesetzt, er oder sie kann die Qualifikationen durch eine Scrum Master Zertifizierung nachweisen. Der Scrum Master sorgt dafür, dass alle Teambeteiligten die Möglichkeit haben, ihre Meinungen und Vorstellungen einzubringen, während er gleichzeitig darauf achtet, dass die fundamentalen Rechte der Beteiligten gewahrt bleiben.

2. Das Recht auf Informationen

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht auf relevante und genaue Informationen, die für die Verhandlung von Bedeutung sind.

Angenommen, die beiden Geschäftsführer zweier Unternehmen verhandeln über eine mögliche Geschäftsbeziehung oder eine Investition. Für die Entscheidung über die Aufnahme einer Geschäftsbeziehung oder Investition ist es unverzichtbar, dass richtige und vollständige Informationen bereitgestellt werden. Das Recht auf Information gewährleistet, dass alle relevanten Informationen so bereitgestellt werden, dass eine fundierte Entscheidung getroffen werden kann.

3. Das Recht auf Zeit

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht auf die notwendige Zeit, um eine angemessene Entscheidung zu treffen.

Angenommen, zwei Unternehmen verhandeln über einen Vertrag und eine der Parteien möchte Änderungen am Vertrag vornehmen. Die andere Partei benötigt jedoch Zeit, um die Änderungen zu prüfen und darüber nachzudenken, bevor sie eine Entscheidung trifft. Wird dieses Recht nicht gewährt und die andere Partei unter Druck gesetzt wird, kann dies zu kontraproduktiven Ergebnissen führen. Durch die Einhaltung des Rechts auf Zeit haben beide Parteien ausreichend Zeit, um alle Aspekte der Verhandlung zu berücksichtigen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.

4. Das Recht auf Gleichbehandlung

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht, fair und gleich behandelt zu werden, insbesondere ohne Diskriminierung wegen des Geschlechts, der Rasse, Religion, Nationalität oder anderer persönlicher Merkmale.

Angenommen, der Beirat einer GmbH führt Gehaltsverhandlungen mit einem Geschäftsführer. Das Recht auf Gleichbehandlung gewährleistet, dass der Beirat alle Geschäftsfüher fair und gleich behandelt, ohne diese nach Geschlecht, Rasse, Religion, Nationalität oder anderer persönlicher Merkmale zu diskrimieren. Bevorzugt der Beirat bestimmte Geschäftsführer aufgrund ihrer Rasse oder Geschlechts, wird dies regelmäßig zu Spannungen und Konflikten im Unternehmen führen. Die Einhaltung des Rechts auf Gleichbehandlung gewährleistet ein Umfeld, so dass alle Teilnehmer einer Verhandlung fair behandelt werden und ihre Interessen und Ziele effektiv vertreten können.

5. Das Recht auf Selbstbestimmung

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und nicht gezwungen zu werden, etwas zu akzeptieren, das er oder sie nicht will.

Das Recht auf Selbstbestimmung gewährt jeder Partei die Freiheit, ihre eigenen Ziele und Interessen zu verfolgen, ohne von der anderen Partei eingeschränkt oder manipuliert zu werden. Angenommen, ein Unternehmen möchte die Vertragsbedingungen mit einem Lieferanten neu verhandeln. Für den Lieferanten wäre es kontraproduktiv, das Unternehmen zu größeren Bestellmengen zu überreden, wenn diese für den Abnehmer wirtschaftlich unsinnig wären. Beide Parteien sollten frei entscheiden können, ob ihre Interesse und Ziele angemessen berücksichtigt werden.

6. Das Recht auf Transparenz

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht, die Bedingungen und Regeln der Verhandlung zu kennen und zu verstehen.

Angenommen, ein Unternehmen verhandelt mit einem Personaldienstleister über einen Vertrag. Im Laufe der Verhandlungen legt der Personaldienstleister verschiedene Preise und Vertragsbedingungen vor, die das Unternehmen akzeptiert. Bei Abschluss des Vertrages stellt sich jedoch heraus, dass es versteckte Kosten gibt, die im Vorfeld und während der Verhandlungen nicht erwähnt wurden. In diesem Fall hat der Personaldienstleister das Recht auf Transparenz verletzt, indem er nicht alle relevanten Informationen offengelegt hat.

Wird das Recht auf Transparenz verletzt, führt dies regelmäßig zu Missverständnissen und unerwarteten Überraschungen, die wiederrum häufig Auslöser für Konflikte und Unzufriedenheit sind. Transparenz und Offenheit sind daher fundamentale Rechte und Prinzipien, ohne die eine Vertragsbeziehung auf Dauer nicht überleben kann.

7. Das Recht auf Vertraulichkeit

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht, dass vertrauliche Informationen, die während der Verhandlung ausgetauscht oder offenbart werden, vertraulich bleiben.

Das Recht auf Vertraulichkeit während einer Verhandlung wird häufig durch die Unterzeichnung einer entsprechenden Vereinbarung und Festlegung strenger Sicherheitsprotokolle untermauert.

8. Das Recht auf Fairness

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht, dass die Verhandlung in einer fairen und ausgewogenen Art und Weise geführt wird, ohne dass ein Teilnehmer unfair benachteiligt wird oder einen unfairen Vorteil aus seiner Position zieht.

9. Das Recht auf Klarheit

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht auf klare und verständliche Sprache und sollte nicht verwirrt werden oder etwas nicht verstehen.

Angenommen, ein Weinhändler verhandelt mit einem Lieferanten über den Kauf mehrerer Kisten Wein. Während der Verhandlungen stellt der Weinhändler jedoch fest, dass die Vertragsbedingungen nicht klar und eindeutig formuliert sind. Er ist sich daher nicht sicher, ob und welche Kosten für die Lieferungen zusätzlich anfallen und welche im Preis inbegriffen sind. Der Lieferant geht jedoch auf die Fragen des Weinhändlers bewusst nicht ein.

Dadurch verletzt er das Recht auf Klarheit, das gewährleisten soll, dass die Teilnehmer einer Verhandlung verstehen, was sie kaufen und welche Vertragsbedingungen gelten.

10. Das Recht auf Zusammenarbeit

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht auf Zusammenarbeit der Verhandlungspartner, um gemeinsame Ziele und Interessen zu identifizieren und zu verfolgen. Das Recht auf Zusammenarbeit bedeutet auch, dass die Parteien ihr Verhalten und ihre Kommunikation so aufeinander abstimmen, dass ein positives Verhandlungsklima geschaffen wird, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.

11. Das Recht auf respektvollen und angemessenen Umgang

Jeder Teilnehmer einer Verhandlung hat das Recht, dass alle Beteiligten respektvoll und angemessen miteinander umgehen und dass keine Person aufgrund persönlicher Eigenschaften oder Meinungen diskriminiert wird. Dieses Recht beinhaltet die Achtung der Würde und Integrität jedes Teilnehmers sowie die Vermeidung von Beleidigungen, Angriffen oder Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Alter, Rasse oder anderen Faktoren.


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