Mandant ruft vor zwei Tagen an und teilt mit, er brauche dringend einen Termin, aber er führe eine eigene Praxis, weshalb er nur einen Abendtermin wahrnehmen könne. Also vereinbare ich mit ihm einen Besprechungstermin für den heutigen Abend.
Der Mandant machte auch einen durchaus seriösen Eindruck am Telefon- weshalb ich mir fünfzehn Minuten nach der vereinbarten Zeit ohne Mandant noch dachte, naja- vielleicht findet er keinen Parkplatz. Zwanzig Minuten später dachte ich, es gibt hier aber Parkhäuser und von denen läuft man maximal drei Minuten in die Kanzlei. Nach einer halben Stunden griff ich zum Telefonhörer und rief ihn an. Er nahm ab und die Hintergrundgeräusche hörten sich nicht nach Verkehrsgeräuschen an, eher so als ob jemand in einem sehr ruhigen Zimmer mit Radio im Hintergrund sitzt.
Da steigt doch die Laune der Anwältin…..Man habe den Termin irgendwie vergessen. Klar dringende Termine am Abend vergisst man ja einfach mal gerne irgendwie. Entschuldigt wurde sich auch nicht, was ich ja dann eher für eine Selbstverständlichkeit halte. Ersatztermin brauchte man dann doch nicht. Üblicherweise wollen Mandanten dann immer einen und halten den auch ein. Klar, Termin hatte sich wahrscheinlich erledigt, weil Problem doch einer Lösung zugeführt wurde.
Mal kurz zum Telefon zu greifen und den Termin absagen- das wäre ja ein einfaches und durchaus normales Verhalten. Aber natürlich nur wenn man die üblichen Gepflogenheiten des höflichen Miteinander kennt. Aber es scheint immer mal wieder Menschen zu geben, die selbst diese einfachsten Formen der Höflichkeit nicht kennen oder nur kennen wenn sie zu ihren Gunsten bestehen. Komisch, dabei dachte ich diese Berufsgruppe sei dafür bekannt, Ausfalltermine den Patienten sogar in Rechnung zu stellen, egal ob machbar oder nicht.
So oder so, dass Termine nicht frühzeitig abgesagt werden ist oder gar nicht, ist und bleibt eine Frechheit. Es kommt selten vor, aber wenn dann bin ich wirklich ärgerlich. Tagsüber ärgert es mich weniger, aber Abends… Diese Termine sind begehrt, ich hätte den Termin anderweitig vergeben können, zudem knurrt mein Magen und irgendwann will auch mal nach Hause und mein Privatleben genießen.
Und auch anderen Anwälten scheint das immer mal wieder zu passieren. Vielleicht sollten sich Anwälte wirklich überlegen, die EMail-Anschriften bei Terminvereinbarung aufzunehmen, den Termin schriftlich zu bestätigen und dabei darauf hinweisen, dass sollte der Termin nicht einen Tag vorher abgesagt werden, der Termin entsprechend mit einem Ausfallhonorar berechnet werden kann….und sei es auch nur zur Abschreckung.
Ich tröste mich mit Schopenhauer: Höflichkeit ist Klugheit, folglich ist Unhöflichkeit Dummheit. Und wer will schon solch dumme Mandanten.
So, nun ist wieder gut und ich gehe in meinen verdienten Feierabend, den ich Ihnen wünsche.
Rechtsanwältin Simone Weber, München www.weber-rechtsanwaeltin.de