Die mittlerweile sechste Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat ergeben, dass die Deutschen sehr zufrieden mit ihren niedergelassenen Ärzten sind. Über 90 Prozent der Befragten bewerten die fachliche Kompetenz und das Vertrauensverhältnis zum zuletzt besuchten Arzt mit „gut“ oder „sehr gut“. „Trotz aller öffentlicher Debatten und Diffamierungen gegenüber der Ärzteschaft sind die Patienten kontinuierlich sehr zufrieden. Seit der ersten Versichertenbefragung 2006 ist die Zufriedenheit gegenüber Ärzten gleichbleibend hoch“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, heute in Berlin.
Die Versichertenbefragung führt die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der KBV regelmäßig durch. Für die aktuelle Untersuchung befragte das Unternehmen vom 15. April bis 16. Mai insgesamt 6.093 zufällig ausgewählte Bundesbürger. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Deutsch sprechende Wohnbevölkerung im Alter zwischen 18 und 79 Jahren.
Ein Fazit der Befragung ist, dass die Deutschen die Wartezeit auf einen Termin, sofern diese nicht mehrere Wochen beträgt, nur selten als störend empfinden. Längere Wartezeiten seien tendenziell auf Termine bei einem spezialisierten Facharzt zurückzuführen, erklärte Köhler. „Fast die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger kann sofort zum Arzt – ohne Wartezeit. Auch wenn es häufig suggeriert wird: Die Wartezeiten auf einen Termin haben sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren praktisch nicht verlängert. Selbst im Warteraum mussten drei Viertel der Patienten weniger als 30 Minuten warten, bis sie bei der Sprechstunde an der Reihe waren“, verdeutlichte der KBV-Chef.
Die Versorgungslage und den wohnortnahen Zugang zu ärztlichen Leistungen bewerten die Befragten unterm Strich positiv. 76 Prozent sagen, dass es genügend Hausärzte an ihrem Wohnort gibt. 19 Prozent sind der Meinung, es gebe zu wenige, wobei davon 78 Prozent keine Schwierigkeiten hatten, einen geeigneten Hausarzt zu finden. „Wie problematisch die Menschen die Situation einschätzen, unterscheidet sich stark zwischen Stadt und Land“, sagte KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann. Dass zu wenige Fachärzte in ihrer Nähe zur Verfügung stünden, empfinden 38 Prozent der Befragten.
Selbstzahlerleistungen sind der Befragung zufolge kein großes Konfliktfeld. 21 Prozent der Umfrageteilnehmer bekamen schon einmal von ihrem Arzt ein Angebot für eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) unterbreitet, das sind 3 Prozent weniger als vor zwei Jahren. 90 Prozent der Betroffenen hielten die Bedenkzeit für ausreichend, um sich für oder gegen das Angebot zu entscheiden. „Die Studie belegt, dass die überwältigende Mehrheit der Ärzte und Patienten sinnvoll mit IGeL umzugehen weiß. Das vorverurteilende Bild des Arztes als geldgieriger Verkäufer ist falsch“, sagte Feldmann.
Die Allgemeinmedizinerin zeigte sich mit den Angaben zum Thema Gesundheitsvorsorge zufrieden: „Viele Versicherte, besonders die jüngsten und die ältesten, tun im Bereich Ernährung und Sport sehr viel.“ Allerdings nehmen nur 66 Prozent – davon Männer deutlich seltener als Frauen – Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. „Hier gibt es wirklichen Nachholbedarf. Die Niedergelassenen übernehmen eine wichtige Rolle als ,Präventionslotse‘. Sie sind Vertrauensperson und erster Ansprechpartner“, betonte Feldmann.
Köhler bewertete die Antworten zu ärztlicher Hilfe nachts und am Wochenende kritisch. „64 Prozent der Befragten kennen die bundesweit einheitliche Rufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst nicht. Für viele Patienten sind Krankenhäuser und Rettungsdienst noch immer erste Anlaufstelle. Doch die Kosten, die sie verursachen, stehen in keiner Relation zum Bereitschaftsdienst. Bei nicht-lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die 116 117 die Nummer der Wahl“, erklärte Köhler.
PM der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 09.07.2013
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09.07.2013