- 80 % der Überschuldeten Personden leidet an mindestens einer Erkrankung
- Es gibt einen Zusammenhang zwischen Überschuldung und Fettleibigkeit
- Schulden machen vorübergehend dumm
80% der überschuldeten Personen leiden nach eigenen Angaben an mindestens einer Erkrankung.
Angstzustände, Depressionen, Psychosen sowie Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen sind dabei die häufigsten Beeinträchtigungen. Dies geht aus einer Studie der Universität Mainz zum Thema “Armut, Schulden und Gesundheit” Univ.-Prof. Dr. Stephan Letzel, Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der (ASG-Studie) hervor.
“Eine zusätzliche Belastung ist, dass sich bei etwa der Hälfte der überschuldeten Personen Freunde oder Familie aufgrund der finanziellen Notlage zurückziehen – eine Tatsache, die nach Forschungsergebnissen in 58,7 Prozent der Fälle psychische Erkrankungen begünstigte”
Für das erhöhte Risiko der Fettleibigkeit machen die Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz folgende Faktoren verantwortlich:
- hohe Preise für gesunde Nahrungsmittel
- fehlendes Wissen über preisgünstige, aber dennoch gesunde Ernährung
- “Trost-Essen” durch die psychisch sowie sozial belastende Situation
- körperliche Inaktivität
Einen Nachweis für die Ursachen-Wirkungs-Beziehung können die Wissenschaftler allerdings nicht liefern.
Menschen, die professionelle Hilfe im Rahmen der Schuldenberatung in Anspruch nehmen, leiden weniger häufig an Depressionen als Menschen, die versuchen, ihre finanzielle Notlage alleine in den Griff zu bekommen.
– Prof. Dr. Eva Münster vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Geldsorgen blockieren das Gehirn
Viele Mandanten berichten, dass sich ihre Gedanken wie ein Mühlrad um die Schulden kreisen. Ständige Existnezängste lassen nicht mehr viel Kapazität für praktische Problemlösungsstrategien.
“Finanzielle Nöte wirken sich auf die Konzentration aus, man macht also mehr Fehler und diese Fehler können Arme im schlimmsten Fall noch ärmer machen.”
– Psychologe Eldar Shafir von der Universität Princeton.
Schon ältere Studien haben ergeben, dass Menschen, die wenig Geld zum Leben haben, zu Verhaltensweisen neigen, die ihrem eigenen Wohl schaden: Sie kommen zum Beispiel öfter zu spät zu Terminen, arbeiten weniger produktiv, halten sich häufiger als andere nicht an Anweisungen ihres Arztes und können schlechter mit Geld umgehen.
Geldsorgen verursachen Fehlentscheidungen – und zwar unabhängig von den äußeren Lebensumständen.
In Versuchen, bei denen die die Forscher mit größeren Geldverlusten konfrontiert hatten, zeigten sich starke Unterschiede: Wenigverdiener meisterten die Denkaufgaben deutlich schlechter als Versuchspersonen mit einem hohen Einkommen. “Das heißt keinesfalls, dass Arme weniger intelligent sind als Reiche”, sagen die Forscher. Vorübergehend können akute Geldprobleme die Denkfähigkeit aber stark beeinträchtigen.
Verschuldete Personen sind gezwungen, in einer “Kurzfristperspektive” zu denken sagt Ernst-Ulrich Huster von der Universität Gießen. Dadurch ist die Fähigkeit, langfristige Ziele zu verfolgen beeinträchtigt. Eine langfristige Planung ist aber enorm wichtig, um im Leben voranzukommen – auch, um einen Weg aus der Verschuldung zu finden.
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