[IITR - 21.1.14] Im April 2014 endet der kostenlose Support für das Betriebssystem Microsoft Windows XP. Zur Gewährleistung der IT-Sicherheit müssen Unternehmen daher diese Systeme außer Betrieb nehmen. In der Praxis stellt sich dabei das Problem, dass Windows XP-Systeme häufig zur Maschinensteuerung eingesetzt werden und softwarebedingt nicht einfach auf die nächste Betriebssystems-Version aktualisiert werden können. Der Beitrag gibt einen Überblick, welche technischen Sicherungsmaßnahmen in diesem Fall ergriffen werden sollten.
Grundsätzlich: Windows XP ersetzen
Microsoft stellt zum 8. April 2014 den erweiterten Support für Microsoft Windows XP ein (für die 32 Bit-Version mit Service Pack 2 endete der Support bereits am 13. Juli 2013). Durch die rasante Entwicklung auf dem IT Sektor sind die Sicherheitsrisiken dieses Betriebssystems deutlich gestiegen. Seit Einführung des Betriebssystems Windows XP im Jahr 2001 hat sich die globale Vernetzung und Kommunikation deutlich verändert. Windows XP ist die derzeit am häufigsten infizierte Windows Version.
Unternehmensrealität: Windows XP-Systeme steuern Produktionsanlagen und können nicht einfach ersetzt werden
Laut einer Studie aus dem September 2013 hält Windows XP immer noch einen Marktanteil von 28 Prozent und damit eine noch immer beachtliche Markt-Durchdringung. Von der Steuerung von Maschinen bis hin zur Bürokommunikation stößt man immer wieder auf das Betriebssystem Windows XP.
Vor allem beim Einsatz zur Steuerung von Produktionsanlagen ist eine Umstellung auf ein neues Betriebssystem häufig nicht einfach möglich: teilweise ist die Maschinensteuerung auf anderen Windows-Betriebssystemen überhaupt nicht lauffähig oder komplexe Steuerungsprozesse müssen individuell und kostenintensiv angepasst werden.
Damit beschränken sich die Kosten des Betriebssystems-Wechsels gerade bei produzierenden Unternehmen häufig nicht nur auf Hardware und Software-Kosten des Rechners sondern umfassen auch Kosten für den Ersatz von Produktionsanlagen.
Kostenpflichtige Updates als Option?
Microsoft informiert zum Ende von Windows XP wie folgt:
„Sollten Sie sich trotzdem dazu entschließen Windows XP SP3 oder Office 2003 auch nach dem Support-Ende zu verwenden, haben Sie die Möglichkeit Kunden-Support einzukaufen. Voraussetzung dafür ist ein Premier Support Vertrag und ein Migrations-Plan. Die Kosten dieses Kunden-Supports sind deutlich höher als der reguläre Support und steigen jährlich, da sich der Support-Aufwand eines veralteten Produkts ständig erhöht.“
Die jährlichen Kosten für eine Verlängerung des Kunden-Supports liegen damit schnell im sechsstelligen Bereich und dürften damit für die wenigsten mittelständischen Kunden eine Alternative darstellen.
Maßnahme 1: Separates Netzwerk
Sollte ein Unternehmen trotzt der gegenlautenden Empfehlungen daher gezwungen sein, weiter auf einzelnen Systemen Windows XP einzusetzen ist empfehlenswert, ein separates Netzwerk mit den Windows XP-Systemen aufzubauen, um das übrige Unternehmenssystem zu schützen. Nur durch diese Gestaltung lässt sich sicher ausschließen, dass infizierte Windows XP Rechner als Einstiegstor in das komplette Unternehmensnetzwerk missbraucht werden.
Maßnahme 2: Router/Firewall-seitiges Abschalten des Internetzugangs
Unternehmen sollten ferner die internen Firewall- und Router-Systeme dazu einsetzen, den Windows XP-Systemen den Zugang zum Internet zu untersagen.
Maßnahme 3: Kontrolle ein- und ausgehender Pakete
Es empfiehlt sich zudem der Einsatz einer Kontrollsoftware, welche intern den vom Windows XP-System verursachten Datenverkehr auf mögliche Schadsoftware untersucht.
Maßnahme 4: Image von Windows XP-Rechner speichern
Ferner sollten Kopien der fertig aufgebauten Windows XP-Systeme erstellt werden, um im Fall des Angriffs auf das System wieder ein funktionierendes System zur Verfügung stellen zu können.
Maßnahme 5: Windows-XP Emulation bei Windows 7/8 einsetzen
Windows 7 (und Windows 8 nach Anpassungen) bietet eine Emulationsumgebung, um auf der neuen Windows-Plattform das alte Windows XP zu simulieren. Soweit diese Emulationsumgebung ausreicht sollte etwaige Windows-XP Software in dieser Umgebung eingesetzt werden (häufig benötigen Systeme zur Produktionssteuerung allerdings Funktionen, welche von der Emulationsumgebung nicht zur Verfügung gestellt werden).
Maßnahme 6: Kontakt zu Herstellern
In jedem Fall sollte der Hersteller der Produktionsanlage und/oder der Anbieter der Software der Produktionssteuerung bzgl. einer Update-Möglichkeit auf Windows 7/8 kontaktiert werden und ein Zeitplan festgelegt werden, wann das Windows XP System final außer Betrieb genommen werden kann.
Fazit
Mit dem Auslaufen des kostenfreien Supports für Windows XP-Systeme im April 2014 sind Unternehmen gehalten, sämtliche Windows XP-Systeme außer Betrieb zu nehmen. Sollten in Spezialfällen Windows XP-Systeme zur Maschinensteuerung eingesetzt werden, ein Update auf ein neueres Betriebssystem für die Software zur Maschinensteuerung nicht möglich und die Außer-Betriebnahme des Produktionssystems aus diesem Grund wirtschaftlich nicht vertretbar sein, empfiehlt sich die Absicherung durch begleitende technische Sicherungsmaßnahmen. In jedem Fall sollten die Hersteller der Produktionsanlagen bzw. der Produktionssteuerungssoftware kontaktiert werden, um mit diesen Möglichkeiten einer zeitnahen Aktualisierung der Software zu klären.
Autoren:
Rechtsanwalt Dr. Sebastian Kraska, externer Datenschutzbeauftragter
Dipl.-Ing. Robert Aumiller, externer DatenschutzbeauftragterTelefon: 089-1891 7360
E-Mail-Kontaktformular
E-Mail: email@iitr.de
Information bei neuen Entwicklungen im Datenschutz
Tragen Sie sich einfach in unseren Newsletter ein und wir informieren Sie über aktuelle Entwicklungen im Datenschutzrecht.